Österreich-Runde Juni 2010

 

Endlich!

Unser letzter Kletterurlaub Ende Mai 2009 in Italien liegt schon lange zurück. Im Herbst 2009 hat sich irgendwie nichts ergeben und deshalb fieberten wir der bereits lang vorher vorgemerkten Kalenderwoche 23 des Jahres 2010 sehnsüchtig entgegen. Diesmal spielte auch das Wetter in Österreich mit und es erwartete uns eine sonnige und heiße Woche.

Unsere 1. Tour führte uns auf den Salzburger Hochthron und um ca. 9 Uhr erreichten wir die Talstation der Untersbergbahn bei Grödig. Nach einem gemütlichen Cafe ging es mit der Seilbahn bergauf. Auf dem Weg zur Abseilstelle kamen wir mit 2 ortskundigen  Kletterkollegen aus Salzburg ins Gespräch. Diese hatten ebenfalls eine Tour am Blausandpfeiler geplant und leiteten uns zum etwas versteckten Rucksackdepot sowie zur richtigen Abseilpiste. Als genüßlichen Start in unseren Kletterurlaub hatten wir die Tour "Wenn der Vater mit dem Sohne (6+)" ins Auge gefaßt. Bei angenehmen Temperaturen und bestem, griffigen Fels kletterten wir beinahe schwerelos den ca. 220 m hohen Pfeiler empor.

 

Wenn der Vater mit dem Sohne: 3. SL, im Hintergrund die Toni Lenz Hütte

 

Unmittelbar nach dem Ausstieg der Tour hängten wir 2 neu eingerichtete, noch unbenannte Seillängen an, welche uns als Verlängerung der ausgewählten Tour von den beiden Kletterkollegen aus Salzburg empfohlen wurden. Somit ergab sich insgesamt eine traumhafte 10 SL-Tour im 6. Schwierigkeitsgrad. Wir benötigten dafür ca. 2,5 Stunden.

Nach einem verdienten Bier beim "Karl Wirt" begaben wir uns zum Auto und fuhren weiter nach Lofer, wo wir unsere Unterkunft bereits gebucht hatten. Am Abend beim Essen war dann einerseits die Vorfreude, andererseits aber auch die Ehrfurcht und der Respekt vor der beabsichtigten Tour am nächsten Tag auf der Alpawand (Wassersymphonie, 8-/8) zu spüren. Christian hatte sich bereits wieder psychisch von seinem Sturz Ende Mai 2010 in Dürnstein erholt und so vereinbarten wir, dass er in die Tour einsteigt und somit auch die Schlüsselseillänge vorsteigt.

Um 4:45 Uhr läutete der Wecker. Nach einer kurzen Autofahrt zum Parkplatz in Reith, bei welcher wir zum Teil unser Lunch-Paket verzehrten, erwartete uns ein ca. 1-stündiger steiler Zustieg zum Rucksackdepot am Fuß der Alpawand. Verschwitzt erreichten wir diesen, erholten uns kurz und begaben uns dann am Wandfuß zum Einstieg der Tour "Wassersymphonie", welchen wir sogleich fanden. Beeindruckt über die Steilheit der 1. SL standen wir vor der mächtigen, ca. 600 m hohen Felswand an der Nordwestseite der Reiteralpe.   

 

Die Alpawand ist beim Zustieg stets sichtbar, der ungefähre Verlauf der Tour "Wassersymphonie" ist eingezeichnet

 

"Jetzt sind wir da, wo wir hin wollten und jetzt gibt es kein Zurück mehr" dachten wir uns, als wir die Seile auflegten und uns in die Kletterschuhe zwängten.

Um ca. 7:30 Uhr stieg Christian in die Tour ein. 

Die Fakten: 

"Wassersymphonie", 500 m, 15 Seillängen (7/7+, 5-, 6-, 4, 7, 6-, 8-/8, 7-, 7-, 5-, 7-, 6-, 6-, 7, 4)

Die Tour ist eine Komposition des Wassers und verläuft über extrem rauhe, vom Wasser geformte, kompakte Platten. Anfangs war die Felsstruktur für mich gewöhnungsbedürftig, nach 2-3 Seillängen hatte ich jedoch Gefallen daran gefunden und war von der Griffigkeit begeistert.

 

Wassersymphonie: viele rauhe und steile Platten führen zum Ausstieg

 

Die Absicherung war sehr gut, in den leichteren Seillängen waren durchaus Hakenabstände von 7-10 m vorzufinden. Nach der 9. Seillänge legten wir eine kurze Pause von ca. 15 min. ein, ehe wir voller Freude und Begeisterung über die letzten Seillängen nach insgesamt ca. 7 Stunden den Ausstieg erreichten. Durch Latschen und über verwachsenes Terrain ging es sodann über vergessene Almböden zurück zum Auto. Beim Abstieg waren wir uns einig, dass die "Wassersymphonie" eine ganz große Tour war!

Beim Parkplatz erfrischten wir uns im eisigen Quellwasser, dann fuhren wir nach einem kurzen Besuch beim meinem Onkel in Altenmarkt über die Ennstal-Bundesstraße nach Lessern. Mit einem ausgezeichnetem Schnitzel wurden wir von der Wirtin im Salzkammergut empfangen. Bei ein paar Bier analysierten wir zufrieden unsere Tour, ehe wir müde und erschöpft ins Bett fielen.

 

Am 3. Tag gingen wir es wieder ein wenig ruhiger an. Ursprünglich wollten wir die Tour "Seenot" an der Falkensteinwand zu unserem Tourenbuch hinzufügen, doch dann entschieden wir uns für eine ebenso genußvolle, jedoch längere Tour: Gindkante (6+). Den Einstieg erreichten wir nach kurzem Fußmarsch direkt von unserem Quartier in Lessern. Die 350 m lange Tour (13 Seillängen) führt über etwas durchwachsenes Terrain schließlich zu 2-3 herrlichen, ausgesetzten Seillängen an der Kante. 

 

Gindlkante: super Kante in der 11. SL

 

Abgesehen davon, dass wir Im unteren Bereich der Gindlkante pausenlos von roten und grünen Insekten (nicht genauer bekannt) regelrecht attackiert wurden, war die Tour sicherlich eine Begehung wert. Nach ca. 4 Stunden erreichten wir den Ausstieg (Sprung über eine ca. 1,5 m breite Felsspalte). Die Kantenseillängen im oberen Bereich bleiben jedenfalls unvergeßlich!

Am Nachmittag und Abend ließen wir uns von der guten Küche unseres Quartiers in Lessern verwöhnen und in Ruhe planten wir den letzten Tag.

 

Die Wahl für die letzte Tour am Samstag fiel zunächst auf den SW-Pfeiler am Kalbling. Aus Bequemlichkeitsgründen (schließlich werden wir schon älter J) entschieden wir uns für die Tour "Null komma Josef" an der Burgstallwand. Dafür mussten wir nicht so früh aufstehen, die Autofahrt betrug lediglich 5 min. und der Zustieg 3 min.  

 

Die Burgstallwand: der ungefähre Verlauf der Tour "Null komma Josef" ist eingezeichnet

 

Zügig erklimmten wir die Burgstallwand, wobei wir die Seillängen zum Teil zusammenhängten. In Kombination der 4. und 5. Seillänge ergibt sich insgesamt eine 50 m lange unglaublich genußvolle Platte mit super Griffen. Einfach traumhaft!

 

Null komma Josef: 8. SL, kurz vor dem Ausstieg

 

Etwas mehr als 2 Stunden benötigten wir für die Tour. Nach einem halbstündigen Abstieg über die Bilderbuchortschaft Pürgg war unser Programm beendet. Glücklich über 4 herrliche Klettertouren ging es mit viel getankter Energie für unsere Arbeit wieder nach Hause.

Danke für die einmaligen und schönen Klettertouren, Christian!